Die Betrachtung interkultureller Interaktionen durch Krewer orientiert sich an spezifischen Grundannahmen über Zielsetzung und die Chancen interkultureller Übereinkunft. (Ulrich Zeutschel. Interkulturelle Synergien auf dem Weg: Erkenntnisse aus deutsch/U.S.-amerikanischen Problemlösungsgruppen, S. 135)
Die Eroberungs-Strategie:
Bei dieser Strategie steht die eigene Kultur und deren Wertesystem dogmatisch im Vordergrund. Der eigenkulturelle Standpunkt steht im Zentrum des Interesses, er soll in der Gruppe durchgesetzt werden und einen allgemeingültigen Status erreichen.
Diese Vorgehensweise in einem möglichen Verhandlungs- und Entscheidungsprozess ist sehr einseitig und hat wegen ihrer Aggressivität wenig Aussicht auf Erfolg. Sie wird sehr bald den Widerstand der anderen Beteiligten auf den Plan rufen, wodurch der Kommunikations- bzw. Verhandlungsprozess in erheblicher Weise gestört wird. Die inhaltliche Auseinandersetzung entartet zu einem Machtkampf um die Führungsrolle in der Verhandlung. Aufgrund des ein- bzw. gegenseitigen Desinteresses sind in dieser Situation kulturelle Missverständnisse unausweichlich. Das daraus resultierende gegenseitige Mistrauen stört die Verhandlung in empfindlicher Weise und eine erfolgreicher Abschluss wird zunehmend unwahrscheinlich.
Die Chamäleon-Strategie:
In diesem Fall geht man von einer grundsätzlichen Unvereinbarkeit der Kultursysteme aus. Um das Ziel einer Verhandlung aber dennoch erreichen zu können, einigt man sich auf einen gewissen kleinsten gemeinsamen Nenner. Diese Art der Interaktion im Verhandlungsprozess ist ebenso wenig dazu geeignet, eine Vertrauensbasis zu schaffen und wird daher nur eine suboptimale Lösung hervorbringen können. Das Problem dieser Strategie liegt insbesondere im Zwang der Anpassung bzw. Unterdrückung individueller Eigenarten, wodurch Spannungen im Teamprozess hervorgerufen werden können. Da sich jeder der Situation notgedrungen anpasst, sind auch hier mögliche Reibungsverluste hoch. Immerhin besteht hier die Einsicht, dass zumindest ein Minimum an Übereinkunft und Respekt notwenig ist, um den Teamprozess des Verhandelns zum Ergebnis zu führen.
Die Universalitäts-Strategie:
In dieser Situation ist man bereits an der gemeinsamen Schnittmenge kultureller Gegebenheiten interessiert und versucht darauf aufbauend, einer der Interaktion zuträgliche Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Der gegenseitig vorhandene Respekt und das bekundete Interesse an einer interkulturellen Übereinkunft schafft positive Voraussetzungen für einen erfolgreichen Verhandlungsverlauf. Weisen die beiden zuerst genannten Strategien noch nicht auf den Zustand einer Interkultur hin, so tritt nun erstmals der Zustand wechselseitiger Durchdringung (Ulrich Zeutschel. Interkulturelle Synergien auf dem Weg: Erkenntnisse aus deutsch/U.S.-amerikanischen Problemlösungsgruppen, S. 135) und Kooperation auf.
Die Synergie-Strategie:
Was in der Universalitätsstrategie in den ersten Ansätzen bereits zu erkennen war, tritt nun gänzlich zu Tage interkulturelle Synergie. In diesem dynamischen Umfeld gegenseitiger Unterstützung und Anerkennung, ist erfolgreiches Verhandeln gesichert. Interkulturelle Missverständnisse treten entweder gar nicht erst auf oder werden in diesem kooperativem Umfeld umgehend geklärt und aus der Welt geschafft. Unter diesen Voraussetzungen können sich interkulturelle Konflikte gar nicht erst entfalten und der Erfolg der Verhandlung kann zumindest auf interkultureller Ebene nachhaltig gesichert werden.