Subjektive Gefühle, die durch massive Änderungen sozialer und persönlicher Gegebenheiten in einem fremden Land hervorgerufen werden, können sich in verschiedenen Formen äußern. Hierbei spielt das persönlich Selbstbild im Hinblick auf kulturelle Wurzeln (siehe auch und Kulturelle Identität - Der Versuch einer Definition)
Nichts desto trotz erweitert Dietmar Larcher die W-Kurve (siehe auch "W-Kurve" ) um eine systematische Darstellung von Kulturschock-Phänomenen und zeigt die möglichen Auswirkungen auf.
Worauf basiert Kulturschock?
Für Larcher basiert Kulturschock auf der Wahrnehmung störender Umwelteinflüsse innerhalb der neuen Umgebung. Hierbei grenzt er körperlich-wahrnehmbare Unterschiede (Lebenswelt im Sinne von Infrastrukturen, Vegetation etc.) gegenüber sinnlichen (Lebenswelt im Sinne von Klima, Hygiene etc.) und kulturellen Differenzen (Lebenswelt im Sinne von vorherrschenden Gesellschaftsstrukturen, Sitten etc) ab. Je nachdem, in welchem Ausmaß diese drei Dimensionen auf den Einzelnen einwirken und in wie weit dieser in der Lage ist die neuen Erfahrungen zu verarbeiten, werden Stressreaktionen hervorgerufen.
Wie zeigt sich Kulturschock?
Diese äußern sich sowohl in auf die eigene Person als auch in auf die Umwelt gerichtete psychische Symptome. So kann zu einer starken Abgrenzung gegenüber der Umgebung kommen, da sich eine Flucht nach Innen vollzieht, die häufig mit Selbstzweifeln, Minderwertigkeitsgefühlen und dem starken Verlangen, wieder in eine vertraute Umgebung zu gelangen, einhergeht. Andererseits können aber auch äußerlich sichtbare Reaktionen, wie z.B. Unbeherrschtheit oder zwanghafte Verhaltensmuster, wie z.B. übertriebene Hygiene, auftreten. All diese Symptome erzeugen wiederum Stress, da sie in gegenseitiger Wechselwirkung stehen somit die ohnehin überspitzte Gefühls- und Erfahrungswelt auf Grund der neuen Umgebung noch verschlimmern können.
Welche Folgereaktionen können auftreten?
Nach Larcher kann es dann zu drei möglichen Folgereaktionen kommen.
Man schließt völlig mit der Außenwelt ab, d.h. Integration ist letztendlich nicht möglich, da der Wunsch nach Gewohntem und das Gefühl der Andersartigkeit nicht überwunden werden kann/will. Entweder lebt man dann als "Fremder in der Fremde" ohne je Teil der anderen Kultur zu werden, oder man resigniert nach einiger Zeit und geht als Konsequenz in die vertraute Umgebung zurück
Man versucht, allem Neuen mit Toleranz und Aufgeschlossenheit zu begegnen. Dies ermöglicht den Kontakt mit Kultur- und Gesellschaftsformen und fördert letztlich die Integration, da man hierbei lernt, die guten Seiten andersartiger Lebensweisen zu sehen und zu adaptieren, ohne seine eigene Haltung aufgeben zu müssen.
Man nimmt den Lebensstil der neuen Kultur an, da man sich dieser aus diversen Gründen eher zugehörig fühlt und gibt somit seine eigene kulturelle Identität auf.
Schematische Abbildung nach Dietmar Larcher
Quellen:
Dietmar Larcher: Kulturschock. Fallgeschichten aus dem sozialen Dschungel. Bozen 1992. Seite 187