Allgemein umfasst interkulturelles Training alle Maßnahmen, die darauf abzielen, einen Menschen zur konstruktiven Anpassung, zum sachgerechten Entscheiden und zum effektiven Handeln unter fremdkulturellen Bedingungen und in kulturellen Überschneidungssituationen zu befähigen.
Interkulturelles Training setzt an drei Dimensionen der interkulturellen Kompetenz an. Es handelt sich um die kognitive Dimension, d.h. die Vermittlung von Wissen über die Kultur, die affektive Dimension, also die Einstellung des Menschen zur Fremdkultur und um die kommunikativ-verhaltensbezogene Dimension, d.h. die Fähigkeit sich in der fremden Kultur wirkungsvoll mitteilen zu können.
Diese Trainingsmethoden basieren auf dem Erfahrungslernen.
Ein mögliches Szenario ist das Erzeugen einer künstlichen Fremdkultur, in der Trainer untereinander nach festgelegten Regeln agieren. Es werden unter den Teilnehmern drei Gruppen gebildet. Die erste Gruppe soll das Verhalten in der fremden Kultur aus der Distanz beobachten und dann den anderen Teilnehmern ihre Beobachtungen mitteilen. Die zweite Gruppe darf sich unter die Menschen der fremden Kultur mischen, jedoch nicht interagieren. Neue Aufschlüsse werden der dritten Gruppe mitgeteilt. Ihre Aufgabe ist es nun, mit Hilfe der Erkenntnisse der ersten beiden Gruppen Hypothesen über die Regeln der Fremdkultur aufzustellen und mit den Menschen der anderen Kultur in Kontakt zu treten. Abschließend erfolgt ein Gespräch unter allen Teilnehmern.
Ziel dieser Übung ist, den Teilnehmern vor Augen zu führen, dass auch andere Kulturen bestimmten Regeln folgen und eine immanente Logik besitzen. Es werden jedoch keinerlei Handlungsempfehlungen für kritische Situationen ausgesprochen und keine theoretischen Grundlagen über Kulturen vermittelt.
Erfahrungsorientierte-kulturspezifische Methoden
Diese Methoden dienen der Vorbereitung auf einen spezifischen Kulturbereich. Besonders kritische Situationen können dabei durchgespielt werden.
Bei Sensitivity Trainings müssen sich ethnisch gemischte Gruppen mit Gefühlen und Vorurteilen der jeweils anderen auseinandersetzen. Dies setzt allerdings das Vorhandensein geeigneter Trainingspartner voraus. Bei Field Experiences bereitet man sich auf den Auslandsaufenthalt vor, indem man eine gewisse Zeit (z. B. eine Woche) allein in einer fremden Kultur verbringt. Dies kann in Subkulturen im eigenen Land erfolgen.
Vorteile dieser Methoden liegen darin, dass Handlungsempfehlungen ausgesprochen bzw. abgeleitet werden können. Dabei ist zu beachten, dass Stereotype über die fremde Kultur vermittelt werden, diese jedoch niemals individuelles Verhalten, sondern die Norm des Verhaltens von Angehörigen einer bestimmten Gruppe beschreiben.
Didaktisch-kulturunspezifische Methoden
Vorträge über interkulturelle Kommunikation, Kulturanthropologie und kulturvergleichende Psychologie, sowie das Cultural Self-Awareness-Modell von Kraemer entsprechen diesen Methoden. Kulturkonzepte werden illustriert und Dimensionen erörtert, anhand derer man Unterschiede zwischen Ländern erkennen kann. Dabei werden besonders interkulturelle Konfliktfelder herausgestellt.
Das Cultural Self-Awareness-Modell baut auf der Prämisse auf, dass ein Individuum nur dann erfolgreich sein kann, wenn es seine eigenen kulturellen Annahmen, Werte und Verhaltensweisen kennt. Diese Methode arbeitet meist mit Videofilmen, die in Gruppen angesehen und bearbeitet werden.
Der Nachteil didaktischer Methoden liegt in der Art des Vortrags; das Gehörte muss nachgearbeitet werden und mitunter leidet die Motivation darunter.
Didaktisch-kulturspezifische Methoden
Diese am weitesten verbreiteten Methoden umfassen Sprachunterricht, Informationsveranstaltungen über das jeweilige Land und den Culture Assimilator.
Fremdsprachen sind unverzichtbar sowohl für die Verständigung während des Auslandsstudiums als auch für die Alltagskommunikation. Aus diesem Grund bieten Universitäten Unterricht in einer Vielzahl an Sprachen an, meist ist die Fremdsprachenausbildung in der Prüfungsordnung festgeschrieben.
Typische Informationsveranstaltungen sind das area studies program, cultural briefing und environmental briefing, in denen Kenntnisse über die Geographie, die Geschichte, das politische und wirtschaftliche System, die Gesellschaft, usw. vermittelt werden. Hilfreich sind zudem Informationen über die jeweiligen Studienbedingungen.
Beim Culture Assimilator werden dem Trainingsteilnehmer mit kurzen schriftlichen Beschreibungen interkulturelle Interaktionssituationen geschildert und dazu mehrere Interpretationsmöglichkeiten des einheimischen Verhaltens vorgelegt. Dem Trainingsteilnehmer wird erklärt, warum die jeweiligen Lösungen aus der Sicht der Fremdkultur richtig oder falsch sind. So werden Kulturstandards in relativ kurzer Zeit vermittelt.
Author: Jochen Ungermann; Copyright: Jochen Ungermann; Published by: Jochen Ungermann (JochenUngermann) factID: 124545.6 (...history); published on 08 Aug. 2003 21:30